Politik am Gartenzaun

Ein Kleingarten ist gerade in Coronazeiten ein Glücksgriff. Jeder Gartenfreund, der ein solches Kleinod bewirtschaftet berichtet mit leuchtenden Augen. Leider ist auch manchmal ein weinendes darunter, denn kleine Gärten bescheren zwar große Freude, aber eben auch große Probleme, wie ich bei meinem Besuch in Coswig erfahren durfte.

Vor dem Vereinshaus: Holger Hövelmann, Leonard Schneider, Klaus Schenke, Sven Paul und Otmar Walther (von links)

Die MZ berichtete darüber wie folgt.

Eigentlich ist ein Kleingarten als Oase für den Rückzug aus dem Alltag und für die Erholung gedacht. Doch am vergangenen Freitag ging es in der Kleingartenanlage „Neumühle“ in Coswig um knallharte Alltagsrealitäten. Der SPD-Landtagsabgeordnete Holger Hövelmann, der SPD-Kandidat für das Amt des Wittenberger Landrates Sven Paul und der SPD-Bundestagskandidat Leonard Schneider besuchten Coswiger Kleingärtner. Begleitet vom Vorsitzenden des Regionalverbandes Mittlere Elbe und Umgebung der Gartenfreunde Otmar Walther hörten sie sich die Sorgen des Vorsitzenden der Gartensparte Klaus Schenke an.

Von den 164 Parzellen seien gegenwärtig rund 60 frei. 17 Parzellen, die in der Anlage verstreut liegen, würden sich heute im Besitz eines Reutlinger Privatiers befinden, der nur per Rechtsanwalt mit dem Verein kommuniziere. Obwohl sie seit der Gründung der Anlage 1949 als Kleingärten genutzt wurden, mussten diese mit Berufung auf das Bodenreformgesetz von 1995 an das Land Sachsen-Anhalt zurückgegeben werden. Klaus Schenke verwies auf mehrere Bodenreform-Urkunden, die die Parzellen als Gartenland ausweisen. Bei dieser Auseinandersetzung hätte er sich, wie so oft, einen Ansprechpartner im kommunalen Bereich gewünscht, sagte er.

Er stehe als ehrenamtlicher Vereinsvorsitzender vielen gesetzlichen Regelungen und regionalen Zuständigkeiten gegenüber, die oft kaum zu durchschauen seien. Gleichwohl betonte er, dass die Mitglieder seines Vereins mit viel persönlichem Einsatz schon viele Probleme in der Vergangenheit aus dem Weg geräumt haben. Ob das die Wasserversorgung oder der Bau eines Vereinshauses ist, das er stolz präsentiert.

Sven Paul würde als Landrat eine Anlaufstelle im Amt bieten für Anliegen, die nicht auf den ersten Blick direkt zugeordnet werden können, erklärte er. Dort soll für den Bürger geklärt werden, wer der richtige und verantwortliche Ansprechpartner ist. Dass Verwaltungsstrukturen vereinfacht und transparenter gestaltet werden müssen, darüber waren sich alle Anwesenden einig.

Mitteldeutsche Zeitung vom 25. Mai, Lokalteil

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