Schlag auf Schlag V: Wirtschaft

In den Wochen vor dem Wahlkampf geht es Schlag auf Schlag. Mit der gleichnamigen Mini-Serie berichte ich aus meinem Wahlkampf um das Landratsamt im Telegrammstil:

Baustellenbesuch: ein Autohaus entsteht

Der Anruf aus Nordhausen überrascht mich. „Helmut Peter hier. Ich wollte mal Kontakt aufnehmen.“ Helmut Peter, Chef einer Autohaus-Kette mit Sitz in Nordhausen, baut ein Autohaus in Wittenberg und belebt damit einen alten Wirtschaftsstandort in Wittenberg neu. Er will natürlich nicht einfach so Kontakt aufnehmen, sondern frühzeitig auf seine Investition und den entsprechenden Abstimmungsbedarf aufmerksam machen. Er zeigt zum Beispiel auf ein Ecke am Rande der Baustelle, wegen der er fast eine komplette Halle hätte abreißen sollen.

Ich kenne die Aktenlage nicht und es gibt immer sicher zwei Sichten auf die Dinge. Dass der Grat zwischen vorauseilend und voreilig schmal ist, hat die Erdbeeranlage in Braunsdorf gezeigt. Das Kreisverwaltung und Investoren aber eine konstruktive und kooperative Entwicklung von Standorten und der Wirtschaft anstreben sollten, ist für mich unstrittig. Denn ohne Investoren kein Wachstum, dass der Landkreis braucht.

Kaffee mit dem Senior: ein Autohaus besteht

Eigentlich wollte ich nur in der Einfahrt vom Autohaus Gottwald in Jessen wenden, aber dann kam eins zum anderen und ich saß mit dem Seniorchef Günter Gottwald und seiner Frau am Kaffeetisch. Gottwald hatte 1968 eine Kfz-Werkstatt übernommen und zu DDR-Zeiten mit der Überholung von Stoßdämpfern reüssiert. Nach der Wende hatte der Kleinstadt Jessen niemand ein Autohaus zugetraut, aber Gottwald blieb hartnäckig. Heute beschäftigt er 27 Männer und Frauen.

1987 hat er bei Verwandschaft aus Schwaben Menschen kennen gelernt, die ihn für die Demokratie begeistert hätten. Mehrheiten finden, ins Gespräch kommen: das hat er auch zwölf Jahre selbst im Kreistag getan. Es sei aber immer schwieriger geworden, Politiker zu finden, die ein offenes Ohr für die Probleme vor Ort haben. Neben der Bildung, liegt ihm vor allem die Wertschätzung des Handwerks am Herzen. „Meine Leute haben teilweise länger auf der Schulbank gesessen, als manche Ingenieure – so oft schicken wir sie auf Schulungen.“ Das muss anerkannt werden.

Der Automarke „Ford“ ist er seit seinem ersten Taunus verfallen. In der Fahrzeughalle steht ein Ford T-Modell. Das erste Auto, dass am Fließband produziert wurde. Eine Legende der Industrialisierung. Gottwald erzählt mir die Geschichte dahinter und bietet mir an: „Wenn Sie Landrat werden, machen wir damit eine Tour.“

Hier geht es um die Wurst: Reinsdorfer Fleisch- und Wurstwarenmanufaktur

„Schön, dass hier auch mal einer vorbei kommt!“ sagt Pierre Kaaden, der Geschäftsführer der Traditions-GmbH. Gern doch. Der Fleischer ist für mich ein Stück Heimat. Etwas, auf was ich mich gefreut habe, als wir 2016 zurück nach Wittenberg gekommen sind. Aber was beschäftigt die Verantwortlichen hinter der mintgrünen Fassade in der Reinsdorfer Strandbadstraße?

Zuerst einmal die Strandbadstraße selbst. Nicht ob, sondern wann etwas passiere, sei hier die Frage. Schule, Lieferverkehr, unübersichtliche Kreuzung. Eine Stichstraße, die diesen Bereich entschärft wird lange diskutiert. Zuletzt hatte der Kreis die Tür zugeschlagen, weil es keine Möglichkeit für eine Ausnahmeregelung gäbe. Das will ich mir nochmal ansehen, wenn ich Landrat werde.

Was „Reinsdorfer“ überraschenderweise kaum beschäftigt ist der Trend „Regionale Produkte“. Ginge auch gar nicht, da es keinen regionalen Schlachthof mehr gibt. „Wir waren schon immer Fleischverarbeiter. Die Schlachthöfe wurden immer weiter konzentriert. Für die Mengen, die wir brauchen, bekommen wir kein regionales Fleisch.“ sagt Kaaden. Das ist ernüchternd, denn ich bin überzeugt: Regionale Produkte sind ein Anziehungsfaktor für die Region.

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