Gut Holz!

Nein, ich war nicht Kegeln. Das wäre ja auch verboten. Der Gruß der Kegler, „Gut Holz!“, würde aber auch in der Landesdarre in Annaburg passen. Denn hier geht es um gutes Holz und einen starken Wald – auch im Landkreis Wittenberg. Jede Generation Bäume soll 10 bis 25 Prozent mehr Holzertrag bringen als die vorherige. Das ist das Ziel der 1903 gegründeten Einrichtung zur Gewinnung von Baumsamen.

Mit dem Leiter des Betreuuungsforstamtes und der Leiterin der Landesdarre im Gespräch zur Zukunft des Waldes

„Im Moment geht es aber eher ums Überleben.“ sagt Philipp Nahrstedt, der Leiter des Betreuungsforstamtes Annaburg. Mit ihm und Heike Borchert, der Leiterin der Landesdarre, habe ich mich verabredet, um über die Zukunft des Waldes zu sprechen – und damit auch ein Stück weit über die Zukunft des Landkreises. Mehr als ein Drittel der Fläche des Landkreises sind von Wald bedeckt. Wald ist Wirtschaftsfaktor und Lebensqualität. Doch der Wald ist bedroht. Trockenheit und Schädlinge haben dem Wald zugesetzt.

Saatgut ist wertvoll

Gegenüber der Landesdarre liegt ein Stapel frisch eingeschlagenes Holz. Marktwert zehn Euro. „Das wieder aufzuforsten lohnt sich wirtschaftlich eigentlich nicht. Da geben viele auf.“ berichtet Nahrstedt. Bevor wir überlegen, was man tun kann, um Wald strukturell in seiner vielfältigen Nutzung zu erhalten, machen wir einen Rundgang durch die Darre. Um Baumsamen für Nadelbäume zu gewinnen, muss man in einem ersten Schritt die Zapfen trocknen. Trocknen = darren, also „Landesdarre“.

Die Darre ist ein beeindruckendes Stück Industriekultur. Die Preußen haben Sie gebaut und im Prinzip funktioniert sie immer noch genau so wie 1903. Heike Borchert kennt jeden Zapfen mit Vornamen. Also fast. Die Herkunft der Samenträger wird streng dokumentiert. In die Schütte kommen pro Jahr 200 Tonnen Zapfen und aus der Rüttelmaschine zur Endreinigung kommen Samen mit hohem Keimgrad und hoher Reinheit zu 500 bis 600€ das Kilogramm. Eine halbe Haribo-Tüte davon reicht, um einen fußballfeldgroßen Wald aufzuforsten. Dazwischen wird gelagert, gewendet, getrocknet, gerüttelt, entflügelt und gesäubert. Beeindruckend.

Behutsam vorgehen, Nebenkosten senken

„Irgendwelche Sorten irgendwo herzuholen und dann hier zu pflanzen – das funktioniert nicht.“ Den Zahn, dass es eine einfache Lösung gäbe, zieht mir Philipp Nahrstedt sofort, als wir nach dem Rundgang in der Beratungsstelle Wald sitzen. Die Bäume passen sich an. Die Kiefer wird hier der Hauptbaum für Wirtschaftswälder bleiben. Die Setzlinge treiben bei Trockenheit tiefere Wurzeln, um an Wasser zu kommen. Neben den Anpassungsfähigkeiten der Setzlinge selbst, wird vorsichtig das Saatgut gestärkt: „Wir mischen vorsichtig kontinentalere Sorten in die Plantagen mit ein, damit die neuen Samen, widerstandsfähiger sind.“ erklärt Heike Borchert den nachhaltigen behutsamen Beitrag der Landesdarre zu stärkerem Wald, weiß aber auch: „Das dauert!“

Was jetzt zählt, sind Hilfen für die Waldbauern zur Wiederaufforstung und eine Entlastung von Unterhaltskosten. Da wird einiges getan in Sachsen-Anhalt, aber andere Bundesländer handeln beherzter. Denn es sind nicht nur die Bäume, die ums Überleben kämpfen, sondern auch die Waldwirtschaft. Deren Beitrag für die Umwelt, für die Erholungsqualität, das Wasser und die Bodenqualität zu würdigen, geben mir Philipp Nahrstedt und Heike Borchert mit auf den Weg zur Landratskandidatur. Das da viel zu tun ist, sieht man bei jedem Ausflug in den Wald.

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