Ich war im Januar schon mal in Annaburg. Ein Aushang im Schaufenster des Ladens der Porzellanfabrik wies darauf hin, dass hier eine Schauwerkstatt entstehen soll. Zu sehen war davon nichts, aber ich fand den Gedanken gut, die Erinnerung an die alte Industriekultur in Annaburg zu beleben. Dass das mehr als ein Gedanke ist, kann man auf der Website des Fördervereins Annaburger Porzellaneum e.V. sehen. Bei einem Besuch der Baustelle Ende März konnte ich mir ein Bild von der wirklichen Größe der Schauwerkstatt und der Vielfalt der Arbeit des Vereins machen.
Verkauf von Restbeständen soll Betriebskosten decken
Der Verein hat aus der Insolvenzmasse der Porzellanfabrik 2015 drei LKW-Ladungen Porzellan bekommen. Vom Verkauf der Tassen, Teller und Kannen hat der Verein die Fixkosten für den Betrieb des Ladens, des Malateliers und des Veranstaltungsraumes bezahlt. Das der Laden jetzt coronabedingt zu ist, trifft den Verein hart, doch selbst wenn der Laden wieder aufmachen kann: irgendwann ist das Geschirr alle. Dann muss neues produziert werden.
Übernehmen sollen das Schulklassen, die etwas über diese alte Industrie lernen wollen, Geburtstagsgesellschaften, die eine bleibende Erinnerung suchen oder Firmen, die etwas fürs Teambuilding tun wollen. Sie sollen in der Schauwerkstatt Porzellan in die Formen gießen, die Oberfläche des Porzellans nach dem Rauhbrand fühlen und den Rohling mit einem Dekor versehen, bevor es in den Glattbrand geht. Das alles lässt sich freilich bisher nur erahnen – aber bis Ende Juli 2021 soll der Umbau des ehemaligen Handwerkergebäudes der Porzellanfabrik abgeschlossen sein. Dann noch ein Jahr Einrichtung und los geht’s!
Träger gesucht
So einfach, wie es klingt, ist es natürlich nicht. Das unglaubliche Engagement des Vereins hat Grenzen. Auch wenn sie Kulturnachmittage und Geschichtsfrühstücke organisieren, die Förderanträge gestellt haben, den Bau koordinieren und Stadtführungen anbieten – der Betrieb des Porzellaneums würde vielleicht durch das Ehrenamt der Mitglieder des Förderverein nicht zu leisten sein. Deshalb haben wir vereinbart, gemeinsam nach einem Träger zu suchen – und zwar unabhängig vom Wahlausgang am 6. Juni.